"Ich stelle meinen Bogen in die Wolken ..."
(Gen. 9/13)

GLASMALEREI und RESTAURIERUNG

etwas Geschichte ...

Das Wissen um die Herstellung von Glas reicht weit in die antike Welt zurück.
Wenn auch die ältesten Glasfunde aus Ägypten stammen, so weist doch der noch ältere Fund eines Rezeptes zur Glasherstellung in Keilschrift auf Ton nach Assyrien. Das trockene ägyptische Wüstenklima hat uns aber Gläser durch die Zeiten erhalten.
Anfangs finden wir Gefäße und Schmuck, die in der für die jeweilige Gegend und Zeit in Technik und Form charakteristisch sind.

Von Glas als Fensterverschluß wissen wir erst aus römischer Zeit, wo Verglasungsreste von römischen Thermen erhalten sind.
Die Erfindung der Glasmacherpfeife, im 1. nachchristlichen Jh., eröffnet der Erzeugung von Gläsern neue Möglichkeiten.

Künstlerische Glasbildgestaltungen werden ab dem 2.Jh. unserer Zeitrechnung dokumentiert und erst 955 berichtet die Chronik von Saint-Remi in Reims von Fenstern, die Erzählungen der Bibel illustrieren (Xavier Barral i Altet).
Suger (Sugerius), Abt des Klosters Saint-Denis, greift die Lichtmystik des Pseudo Aeropagiten Dionysius auf, in der Gott ganz Licht und in diesem Licht mit Allem verbunden ist.
Er entwickelt ein architektonisch-theologisches, richtungsweisendes Glasmalereikonzept, das in der Klosterkirche, der Grabeskirche der Kapetinger, verwirklicht wird.
Rekonstruktion Grisaille, Hl. Kreuz, Kreuzgang Nord, J. M. Reger 2005 Die Zisterzienser verfolgen mit den Grisaillen in ihren Kreuzgängen, deren Formensprache sich an tradierten nordafrikanischen und keltischen Vorbildern orientiert, eine ihrem strengen Reformorden entsprechende Aussage und Wirkung (siehe Bild rechts).

Wer kann sich der mystisch-feierlichen, stillen Kraft der mittelalterlichen Glasmalereien entziehen, die uns noch heute in den großen Kathedralen der Il de France und des übrigen Europas entgegentreten? Dieses Sinnbild des himmlischen Jerusalems, dessen Wände ganz aus Edelsteinen erbaut sind, ist mit den Kirchen mitten ins Leben hineingestellt.

Gegen Ende des Mittelalters bis zu Beginn der Renaissance verändert sich das mystische innere Licht in ein äußeres Beleuchtungslicht. Die Zentralperspektive kommt auf, der Mensch wird zum Mittelpunkt Engel Gewand Jesu haltend, Georgskathedrale.Ost1 Restaurierung 1984 Glas Reger seines Universums. Schmelzfarben erweitern die Palette, die Glasteile werden größer, der Gesamteindruck repräsentativer.

barockes Fenster, bleiverglast mit Tellerscheiben in-6-Eckteilung Mauerbach-Kartause, vor Restaurierung 2010 Glasstudio Reger Ab der Gegenreformation werden andere Raum- und Lichtkonzepte im Kirchenbau verbindlich. In den lichtdurchfluteten Räumen wird klares Glas gebraucht, das in Sechseck-, Rechteckteilung oder in runden Butzenscheiben eingesetzt wird. Illusionistische Spiegelungen und barocke Pracht verdrängen das jenseitig-mystische Licht.

Seit Beginn des 19.Jh. greift man die alte Tradition der Glasmalerei wieder auf. In historistischen, Fensterrose Barbarakapelle Neukloster, um 1900, Bild Glasstudio romantischen und religiösen (Nazarener) Überlegungen tritt uns der Zeitgeist in diesen Arbeiten entgegen.

Komplexe Technik von teils akademisch geschulten Malern und hohes handwerkliches Können zeichnen die erste Hälfte des Jahrhunderts aus.
Mit dem Jugenstil findet noch einmal eine Belebung der Glasmalerei statt, die, wie bereits im Historismus, auch stark in exklusiven profanen Bauten erkennbar wird.
Im 1. Viertel des 20. Jh. entwickelt sich der Stil im Art Deco zu formaler Strenge und erreicht mit Architekten wie Hoffmann und besonders Franc Loyd Wright, richtungsweisende Lösungen, deren geometrische Formen von Künstlern des Bauhauses aufgegriffen werden.

Nach dem 2. Weltkrieg kommt es zu bedeutenden Entwicklungen in der Glasmalerei. Neben neuen zeitgeistigen Strömungen und Sichtweisen die auch in der Glasmalerei wirksam werden, fördern riesige Flächen zerstörter Kirchenverglasungen, die wieder geschlossen werden müssen, auch eine neue Auseinandersetzung mit formalen ästhetischen, inhaltlichen und theologischen Fragen. Künstler wie Meistermann, Stockhausen und in Ihrer Folge Schaffrat, der auch den Lehrstuhl von Stockhausen übernahm, Poensgen, Buschulte und Schreiter in Deutschland, Margret Pilger in Österreich und Rouault und Chagall in Frankreich um nur einige wenige Große zu nennen stellen sich dieser Aufgabe und entwickeln eigene Formensprachen. Neue architektonische Auffassungen im Kirchenbau, die im Sinne des 2.vatikanischen Konzils entsprechende theologische Impulse verarbeiten, bedingen auch neue Vorstellungen des Raumes.

vergitterter Zugriff, Entwurf und Ausführung J.M.Reger 2002 Abstrakte Strukturen und Lichtschwingungen wechseln mit expressiven gegenständlichen Auffassungen, die in sakralen, wie auch in profanen öffentlichen und privaten Bauten weltweit Lösungen finden.

Immer aber ist es die Transformation des Lichtes, welches, wie beim Regenbogen, Unsichtbares in Sichtbares wandelt und uns erhellt in geistigen Räumen in denen wir uns mit Allem verbunden wissen und in deren Klang wir Wesentlichem nachlauschen dürfen.

Johannes Maximilian Reger
Glasstudio u. Rahmenstudio



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Bild links:
Rekonstruktion
Grisaille, Hl. Kreuz,
Kreuzgang Nord,
2005









Bild ganz links:
Engel Gewand Jesu
haltend, Georgs- kathedrale.Ost1
Restaurierung 1984


Bild links:
barockes Fenster,
bleiverglast mit
Tellerscheiben
Mauerbach-
Kartause,
vor Restaurierung



Bild links:
Fensterrose
Barbarakapelle
Neukloster,
um 1900



























Bild links:
vergitterter Zugriff,
Entwurf und
Ausführung J.M.Reger 2002