Die Bedeutung der
Bilder im Wandel bestimmt den
Rahmen der Zeit, wie auch die Zeit den geistigen
Rahmen für den Gebrauch der Bilder setzt. Das klingt kryptisch, weist aber auf die enge
Beziehung
zwischen
dem inneren Bild und seinem geistigen Rahmen hin.
Nehmen wir diesen Zusammenhang als Grundschwingung mit, da sich auf dieser Ebene die Entwicklung
des Rahmens erhellend abbilden läßt.
Beginnen wir mit dem
religiösen (Andachts-)
Bild, das sich aus dem
röm. Kaiserkult sowie den
antiken
Mumienportraits entwickelt und in den byzantinischen
Ikonen seine theologische
Form
und
Bedeutung findet. Die Fassung bildet hier oft der sogenannte, meist reich verzierte,
metallene
Oklat, welcher der Ikone bei öffentlichen Zeremonien Zierde und Schutz bietet.
Ikonen können einen optischen Rahmen ausbilden, der aber dann nicht als Rahmen interpretiert wird.
Die Ikone als ein Fenster in eine andere (geistige) Welt schafft eine Verbindung zu einer Anzahl
von frühen abendländischen Rahmen, welche die Formensprache der Architektur des Fensters übernehmen.
Das wird an dem sogenannten Wasserschlag deutlich, welcher an der Unterseite vieler Rahmen dieser Zeit erkennbar ist.
Im niederländischen Wort
"raam", das neben "Rahmen" und "Einfassung" auch "Fenster" bedeutet finden wir noch
diesen Zusammenhang, wie auch im englischen Begriff
"framework", welcher die architektonische, funktionale und
statisch bedeutsame Einfassung der gotischen Glasfenster benennt.
Architektonische Zitate von Fenstern und Toren bleiben noch bis in die Zeit der Renaissance Teil der verwendeten
Formensprache von Bilderrahmen. Der schützende Bildvorhang, der ab Raffael auch in Bildwerken dargestellt wird,
trennt und verbindet den Wohnbereich mit der imaginären Bildwelt.
Wir
sehen aber auch die
Mittlerrolle des Rahmens zur
Raumarchitektur und Einrichtung.
Hier werden Moden deutlicher spürbar. - Ein wiederverwendetes Bild in einer neuen Einrichtung wird oft passend
neu gerahmt. Prunkrahmen bedienen das Repräsentationsbedürfnis des Adels und der vermögenden Eliten.
Mit dem Aufkommen der sogenannten
Galerieleisten ab dem 18. Jh. werden in vielen Sammlungen die originalen Rahmen
der Bilder einer einheitlichen
Sammlungsästhetik geopfert. So geht der alte Sinnzusammenhang vieler bedeutender
Malereien mit ihren Rahmungen verloren. Zur Zeit versuchen Museen diese Lücke mit Exemplaren aus der jeweiligen
Entstehungszeit der Gemälde wieder zu schließen.
In unserer
säkularen Welt sind es meist
ästhetische Überlegungen, die uns bei der Frage leiten, welcher
Rahmen
zu welchem
Bild paßt. Die jeweilige Einrichtung spielt neben der Aufgabe den Bildern formalen und statischen Halt
zu geben eine Rolle. Auch der Schutz des Bildes will angemessen gelöst sein.
Hunderte
Rahmen,
Passepartouts sowie
Spezialgläser und Hängesysteme aus
industrieller Produktion stehen uns
heute neben
handgefertigten teils kostbaren Rahmen zur Verfügung.
Es bleibt aber immer
unsere besondere
Welt, die wir in unseren Wohnungen errichten und es ist unser besonderer
Blick durch den wir in die Sphäre der Bilder eintreten.
Für Manchen mag hier der
Rahmen noch das
Fenster bedeuten, durch das wir Grenzen auf der Wand ziehen
zwischen ideeller und realer Welt
im stetigen
Wandel der Zeit.
Johannes Maximilian Reger
wandeln wir gemeinsam den RAHMEN im STUDIO